Was für ein Duell, was für ein Derby: Der Kampf zwischen Kriens und der FC Luzern U21 wogte hin und her, schien einmal auf diese Seite zu kippen, dann wieder auf die andere. Beide Seiten wollten die volle Punktzahl. Kriens, um im Aufstiegsrennen zu bleiben; Luzern, um sich definitiv gegen den Abstieg zu versichern.
Am Schluss, nach einem turbulenten, hektischen, hitzigen, giftigen, aber so richtig unterhaltsamen Derby, blieben die drei Punkte in Kriens. Das Spiel begann mit einem Knall, nämlich mit dem Schuss von Andrej Vasovic an den Krienser Pfosten schon nach 36 Sekunden. In der 8. Minute folgte bereits die nächste Grosschance für die FCL-Talente. Und danach, nur eine Minute später, die durchaus verdiente 1:0-Führung für Luzern: Luuk Breedijk wurde mit einem schönen Pass in den Krienser Strafraum geschickt, und der FCL-Stürmer hatte keine Mühe, Kriens-Keeper Diego Heller zu bezwingen.
Eines wurde jetzt aber deutlich: Kriens war noch nicht richtig wach, auch das 0:1 war kein Weckruf für das Team des Ende Saison zum FC St. Gallen (U19) wechselnden Trainers Gianluca Frontino. Erst nach einer Viertelstunde sorgte eine Schuss von Rrezart Hoxha für etwas Aufregung im FCL-Strafraum. Unter den Augen des ehemaligen Krienser Challenge-League-Trainers Bruno Berner glich sich dann das Spielgeschehen langsam aus. Auf die Penaltyreklamation der Krienser in der 24. Minute ging der Schiedsrichter allerdings nicht ein.
In Kriens aber lieferte der Luzerner Nachwuchs weiterhin einen richtig frechen und frischen Auftritt ab. Luzern blieb in der ersten Halbzeit besser als Kriens, die Platzherren hatten Mühe, sich an den Luzerner Strafraum zu kombinieren. Denn der FCL spielte nicht nur lustvoll nach vorne, sondern verrichtete auch die obligate Defensivarbeit diszipliniert. In der 30. Minute sprintete Vasovic davon und hätte beinahe das 2:0 geschossen. Der Ball rollte nur knapp neben dem Pfosten ins Aus. Krienser Fazit nach der ersten Halbzeit: Das war nicht der Auftritt einer Mannschaft, die noch eine kleine Aufstiegschance am Leben erhalten will oder soll. Luzerner Fazit: Keine Geschenke für Kriens, sondern eine aggressive, lustvolle Darbietung.
Erstaunlich, dass die FCL-Youngsters unmittelbar nach der Pause weiter die Mehrzahl der Zweikämpfe zu gewinnen vermochten. Das bedeutete Ballbesitz für die Gäste; bedeutete Niemandsland für die Krienser. Bis zur 53. Minute: Nach einer Hoxha-Flanke lenkte Celién Wicht den Ball mit dem Kopf in Richtung FCL-Tor – Goalie Julian Bock vermochte zwar noch seitwärts zu parieren, doch der Ball prallte vom Pfosten zurück auf die Torlinie, wo Yanik Kunz problemlos zum 1:1 reüssieren konnte. Das verunsicherte die Luzerner scheinbar nicht: Schon der nächste Angriff – in der 57. Minute – bedeute die erneute FCL-Führung. Lucas Silva köpfelte herrlich das 2:1. Jetzt herrschte dicke Luft im Kleinfeld.
Die aggressiven Zweikämpfe schienen ausser Kontrolle zu geraten und sich in Gehässigkeiten zu verwandeln. Der eingewechselte Krienser Joël Ris stiess Breedijk zu Boden – das hätte auch die rote Karte und vielleicht eine Vorentscheidung zu Gunsten des FCL bedeuten können. Doch die Krienser waren jetzt voll da. in der 73. Minute sorgten sie für Chaos im FCL-Fünferraum. Der Ball prallte bei einem Abwehrversuch an Goalie Bock ab und fand von da den Weg zum 2:2 ins Tor.
Die Partie blieb hektisch, die Zweikämpfe waren nun zeitweilen richtig böse. FCL-Captain Marijan Urtic, zuvor viele Jahre im Dress des SC Kriens, leistete sich in der 73. Minute eine Tätlichkeit und kassierte dafür die rote Karte. Diese Karte spielte letztlich den Kriensern in die Karten. Stürmer Wicht hatte in der 89. Minute drei Meter vor dem Tor das 3:2 auf dem Fuss – daneben.
Aber der Siegtreffer fiel doch noch, für das Heimteam: Ris, vor einer halben Stunde noch am Rande des Platzverweises, war der Krienser Held. Kriens belagerte den FCL-Strafraum, der Ball wanderte von einem zum anderen, bis Ris schliesslich den lautstark umjubelten, entscheidenden Treffer markierte. FCL-Nachwuchstrainer Michel Renggli sagte hinterher: «Wir hatten noch mehr Torchancen, hätten diese bisher nützen sollen. Und wir haben unnötige Gegentreffer kassiert, das wird von einem erfahrenen Gegner bestraft.»
Telegramm
FC Luzern U21 – FC Rapperswil-Jona 0:2 (0:2)
10.05.2025, Stadion Kleinfeld, Kriens
Aufstellung: Bock; Bung Hua Freimann (62. Vogel), Kozarac, Urtic, Britschgi; Toggenburger (62. Berisha), Zimmermann (76. Zaric), Silva (87. Wicht), Walker; Vasovic, Breedijk.
Tore: 9. Breedijk 0:1. 53. Kunz 1:1. 57. Silva 1:2. 63. Bock (Eigentor) 2:2. 91. Ris 3:2.