DIE SCHULDEN HÄUFEN SICH UND KUDI KOMMT!
Vereinsjahr 1961/62
Neuer Punkterekord in der NLA
Zwischen 1961 und 1962 fand die 65. Schweizer Fussballmeisterschaft statt. Nach dem Abgang von Cupsieger-Trainer Rudi Gutendorf übernahm das einheimische Duo Josef Brun und Josef Weber die 1. Mannschaft. Mit Erfolg! Das Duo stellte mit 28 Punkten den Meisterschaftsrekord ein und wurde mit seiner Equipe Sechster.
Vereinsjahr 1962/63
2:0-Erfolg im «Lattenspiel» – und immer mehr Schulden
Im Sommer 1962 übernahm Franz Linken die 1. Mannschaft als Trainer. Brisant: Linken war zwei Jahre zuvor noch Chef des Luzerner Cupfinal-Gegners aus Grenchen. In seiner ersten Saison mit dem FC Luzern erreichte Linken mit 23 Punkten den zehnten Platz der Meisterschaft. In dieser Saison sorgte besonders ein Spiel für Schlagzeilen, wie auch Miklos Szvircsev in seinem Buch «85 Jahre FCL» beschrieb. Am 9. September gastierte der FCL in Basel. Nach einem Treffer von Wädi Wüest führten die Gäste mit 1:0. Nach dem Ausgleich in der zweiten Halbzeit freute sich der Basler Spieler Levy so sehr, dass er sich kurzerhand auf die Torlatte schwang, die daraufhin zusammenkrachte. Die Partie wurde abgebrochen und musste neu angesetzt werden: Dank Toren von Stehrenberger und Pedrazzoli gewann der FCL das «Lattenspiel» mit 2:0. Weniger erfreulich gestaltete sich die finanzielle Situation: Ende Saison notierte der Verein einen Ausgabenüberschuss von 56’000 Franken sowie ungedeckte Schulden von 38’000 Franken. Die Solidaritätsaktion «Freunde des FCL», die im Zuge der angespannten Situation lanciert wurde, brachte nicht den gewünschten Erfolg. Wohl auch deshalb blieb das Präsidium nach dem Rücktritt von Dr. Klaus Honauer vorübergehend vakant.
Vereinsjahr 1963/64
Erfolgreiche Transfers trotz Geldsorgen
Im September 1963 erklärte sich Erwin Müller dazu bereit, das schwierige Amt an der Spitze des finanziell gebeutelten Vereins zu übernehmen. Trotz den wirtschaftlichen Problemen waren die Blauweissen auf dem Transfermarkt erstaunlich erfolgreich. Für Cupsieger Paul Stehrenberger, der zu GC wechselte, wurden als Ersatz Ernst Karrer, der Deutsche Kurt Schulz, Walter Rüssi und Aldo Pastega geholt. Die Neuzugänge konnten die Erwartungen jedoch nicht erfüllen: Zu mehr als dem 8. Rang reichte es in dieser Saison nicht.
Vereinsjahr 1964/65
Weihnachtsgrüsse aus der Tabellenspitze
Da Franz Linken sein Amt nach nur einer Saison aufgab, musste der FCL erneut einen neuen Trainer suchen. Nachdem mehrere prominente Trainer dem Verein eine Absage erteilten, fiel die Wahl schliesslich auf Ernst Wechselberger. Der frühere YB-Mittelstürmer, der 1958 gar zum Torschützenkönig avancierte, war als Trainer noch ein unbeschriebenes Blatt. Für eine Ablösesumme von 15’000 Franken, ein Handgeld von 10’000 Franken sowie einen Jahreslohn von 25’000 Franken unterschrieb Wechselberger schliesslich als Spielertrainer in Luzern. Obwohl der neue Trainer mehrere Abgänge im Kader verkraften musste, gelang der Wechselberger-Elf ein genialer Start: Nach der Vorrunde stand der FCL an der Spitze der Tabelle! Leider konnten die starken Auftritte in der Rückrunde nicht bestätigt werden. Ende Saison lag der FCL auf Rang 7. Grund zu feiern gab es dafür bei den Junioren: Mit einem 4:3-Sieg gegen den FC Basel holten sich Die A-Junioren vom FCL-Nachwuchs den Schweizer-Meister-Titel Inter A. Damit wurde die hervorragende Jugendarbeit im Verein erstmals auf nationaler Ebene dokumentiert.
Vereinsjahr 1965/66
Abstieg trotz Altstars
Als Folge der erfolgreichen Auftritte der FCL-Junioren entschieden die Vereinsverantwortlichen, die 1. Mannschaft radikal zu verjüngen. So stiessen gleich mehrere hoffnungsvolle Talente aus dem eigenen Nachwuchs ins Kader – darunter auch der 20-jährige Goalie Gaston Prest. Die junge Mannschaft musste gleich in ihrer ersten Saison teures Lehrgeld bezahlen: Nach den ersten sechs Spielen hatte der FCL gerade mal einen Punkt auf dem Konto. Um den drohenden Abstieg zu verhindern, wurden die Altstars Henri Cerutti und Paul Wolfisberg reaktiviert; zum Start der Rückrunde konnte zudem der spätere Nationaltrainer Leon Walker als Verstärkung geholt werden. Doch das alles nützte nichts: Nach dem missglückten Jugendexperiment stand der der FC Luzern Ende Saison als Absteiger fest.
Vereinsjahr 1966/67
17 Spiele ohne Niederlage – Aufstieg!
Nach dem Abstieg in die NLB setzte der FCL zum sofortigen Wiederaufstieg an. Um dieses Ziel zu erreichen, verpflichtete der Klub mehrere namhafte Routiniers – darunter der Starspieler Heinz Bertschi war sowie Nati-Goalie Charly Elsener. Die prominenten Zuzüge enttäuschten nicht: Zwar missglückte der Start in die Saison – danach aber startete der FCL zu einer beeindruckenden Serie mit 17 Spielen ohne Niederlage. Die logische Konsequenz: Der FCL wurde NLB-Meister und stieg nur ein Jahr nach dem unglücklichen Abstieg wieder ins Oberhaus auf.
Vereinsjahr 1967/68
Einmalige Atmosphäre auf der Allmend
Nach der dominanten NLB-Saison waren die Erwartungen im Hinblick auf die neue Saison gross. Um diese erfüllen zu können, verstärkten die Vereinsverantwortlichen den Aufsteiger mit mehreren namhaften Neuzugängen. 13’000 Zuschauerinnen und Zuschauer waren dabei, als der FC Luzern den amtierenden Schweizermeister aus Basel zum ersten Spiel auf der Allmend begrüsste. Die euphorischen Fans wurden mit einem perfekten Saisonstart belohnt: Der FCL siegte 4:2. Auch in den kommenden Heimspielen herrschte auf der Allmend eine einmalige Atmosphäre. Der 2:1-Sieg gegen Leader GC konnten die Luzerner vor einer beeindruckenden Rekordkulisse von 18’500 Schaulustigen feiern. Bis zum Saisonabschluss (Rang 6) pilgerten insgesamt über 200’000 zahlenden Zuschauer ins Stadion; sie verhalfen dem FCL zu Rekordeinnahmen von rund 800’000 Franken. Trotz diesen Einnahmen schaffte es der Klub nicht, seine Ein- und Ausgaben ausgeglichen zu gestalten. Grund dafür waren zahlreiche Spielertransfer, die zur Folge hatten, dass die Schulden des Vereins immer weiter anstiegen.
Vereinsjahr 1968/69
«Kudi» kommt, der FCL steigt ab
Nebst den zahlreichen namhaften Transfers verzeichnete der FCL einen Neuzugang, dem zu Beginn kaum jemand Beachtung schenkte: ein gewisser Kurt Müller wechselte von Emmenbrücke auf die Allmend. Zur selben Zeit drängte sich zudem André «Bigi» Meyer aus dem Nachwuchs auf. Erst später sollte das Duo Kudi Müller / Bigi Meyer in der Schweiz und auch im Ausland noch viel zu reden geben. Für mehr Diskussionsstoff sorgten in dieser Saison jedoch die Leistungen von Heinz Bertschi: Der ehemalige Starspieler, der in Luzern einen Dreijahresvertrag erhielt, konnte im FCL-Trikot nicht mehr an alte Glanzzeiten anknüpfen. Noch in der Winterpause wurde der teure Star zu Xamax transferiert. Auch sonst ging beim FCL alles drunter und drüber – und so kam es, dass der Klub nur ein Jahr nach der tollen NLA-Saison wieder in die NLB abstieg.
Vereinsjahr 1969/70
Neuer Präsident bringt sofortigen Wiederaufstieg
Nach dem Abstieg übernahm Edy Renggli das Präsidium. Er setze den Fokus auf zwei Ziele: Erstens sollte der FCL so schnell wie möglich wieder in die NLA aufsteigen – und zweitens sollte die finanzielle Schieflage rasch wieder in Ordnung gebracht werden. Das erste Ziel wurde prompt erreicht: Der FCL sicherte sich hinter Sion den 2. Platz in der NLB und damit das Aufstiegsticket.
Vereinsjahr 1970/71
Kudi Müller – der Mann für die entscheidenden Tore
Nach einigen bedeutenden Abgängen (Bigi Meyer zu GC, René Sidler zu St. Gallen) standen beim Wiederaufsteiger neue Köpfe im Fokus: Für regelmässige Torgefahr sorgten insbesondere der Deutsche Egon Milder und der einheimische Hoffnungsträger Kudi Müller. Obwohl der FCL durchaus Achtungserfolge feiern konnte, musste die Mannschaft am Ende zittern: Letztlich schafften die Innerschweizer den Ligaerhalt mit nur einem Punkt Vorsprung auf das Absteiger-Trio Sion, Fribourg und Bellinzona. Es war Kudi Müller, der in den entscheidenden Begegnungen die wichtigsten Tore schoss. Mit seinen Treffern schoss sich Kudi nicht nur in die Herzen der Luzerner Fans, sondern auch in die Notizbücher der gegnerischen Klubs: Zum Ende des Fussballjahres war Müllers Wechsel zu GC bereits beschlossene Sache.
|